Der Junkie und der Kalender

Ist es schon wieder soweit? Vorweihnachtszeit? Zunächst muss ich erst einmal anmerken, dass ich jetzt schon fix und fertig bin! Die letzten zwei Wochen waren geprägt mit wörtlichen Endlosschleifen mit gebetsmühlenartigen Satzwiederholungen. Die Oma, die Gute, hat schon vor zwei Wochen Adventskalender mitgebracht. So lieb von ihr und danke noch mal. Aber, genau in diesem Moment nahm mein persönliches Drama seinen Lauf. Terror, der Große, weiß bereits, dass mein Wort unumstößlich und eisern wie Titan ist und der Kalender natürlich bis zum ersten Dezember zu bleibt. Horror jedoch ist nicht nur der Windelsprenger, Nerventöter und Antichrist, nein, er schafft es auch nach einer gewissen Weile mein granitartiges, felsenfestes Wort weg zu pusten wie ein Häufchen Mehl. Sie können sich vorstellen, was es für eine enorme Geduldsprobe war, wenn dieser kleine Fratz jeden Morgen ganz unschuldig und süss (Und verdammt der Bengel ist so süss! ) fragte, ob er den Adventskalender öffnen darf.

Ich blickte dann in sein goldiges Gesicht, lächelte ein wenig und sagte nein! Bumm und jetzt ging es los. Was eben noch so süss war verwandelt sich in ein Gesichtchen mit zusammengezogenen Augenbrauen und vorwurfsvollem Ausdruck. Natürlich fragte er mich dann auch warum er nicht darf und ich antwortete ihm dann, dass er den Kalender erst am ersten Dezember öffnen darf. „Als ob ein Fünfjähriger weiß was ein Datum ist oder wie die Zeit vergeht, haha gut gemacht“, sagte eine innere Stimme zu mir. Horror fragte mich dann wie oft er denn dann noch schlafen müsse und ich sagte ihm dann die jeweilige Zahl. Da er eher zu den ungeduldigen Schokojunkies gehört, versuchte er natürlich zu feilschen, denn es können ja unmöglich so viele Male sein die er schlafen muss. „Na gut, wir basteln einen Kalender, da kannst du jeden Tag ein Kreuz malen und siehst genau, wann du das erste Türchen deines Adventskalenders öffnen darfst.“, sagte ich zu ihm. Horror ist einverstanden und wir bastelten den Kalender. Für die Kreuze nahm er natürlich einen roten Filzstift und freute sich, dass er jetzt genau weiß welcher Tag war und wann er eeeeendlich den Kalender aufmachen kann.

Erwähnte ich, dass er ein ungeduldiger Schokojunkie ist? Der kleine Fuchs versuchte mehrmals zu schummeln, streichte er doch tatsächlich mehrere Tage ab und zeigte mir freudestrahlend, dass es nicht mehr viele Tage sind bis zum ersten Dezember. Gut, dachte ich, jetzt muss ich zwei Kalender mit Argusaugen bewachen. Die letzten Tage waren dann die härtesten, denn das Szenario wurde dann nicht nur am Morgen abgespielt sondern auch am Nachmittag. Fast hätte ich nachgegeben, ich gebe es zu, aber diesmal hat mich das Kind nicht gebrochen. Ich habe durchgehalten und wäre am Morgen des ersten Dezember fast in Tränen ausgebrochen, weil dieser Machtkampf gewonnen wurde und ich wieder durchatmen konnte bis zum nächsten Kampf – am Nachmittag. Wir suchen übrigens immer noch eine Aushilfskraft, die sich morgens neben den Adventskalender stellt und sagt: “ Jeden Tag nur ein Türchen, die 24 bleibt zu!“

Ich wünsche Ihnen eine besinnliche Vorweihnachtszeit.

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