Der innere Seemann

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Himmel Arsch und Zwirn – Verdammter Mist –  Blöde Ka…

Oh manchmal möchte man mal so richtig nach Herzenslust rum fluchen oder poltern, dass die Wände krachen, oder? Aber doch nicht als anständige Person. Nicht als gesittete Frau. Nicht als Mami. Normal würde ich sagen: „Einen Scheiß muss ich!“ , aber Letzteres stimmt schon. Zumindest sollte man die geliebten Kraftausdrücke vor den kleinen Satansbraten lassen, wenn man ein halbwegs gutes Vorbild sein möchte, denn die Zwerge nehmen diese Wörter ungefiltert auf und später kommt es in den unpassendsten Momenten als unangebrachte verbale Flatulenz rausgedröhnt. Über das wieder abgewöhnen der tollen Wörter mal ganz abgesehen. Einmal aus dem Kindermund gepurzelt, ist es für immer in den kleinen Köpfen eingebrannt, da kann man noch so ne Übermutter sein.

Was also tun, wenn man möchte das die Kleinen keinen Vulgarismus an den Tag legen? Ich muss ja sagen, das ein oder andere Wörtchen rutscht mir natürlich auch raus, allerdings wird da auch kein Drama gemacht. Nicht so wie der Muttertyp, der statt Schimpfwörtern irgendwelche Verniedlichungen spricht. „Ach das war aber jetzt Käse.“ „Ja so ein Marmelädchen auch.“ Ich würd ja Pickel kriegen, müsste ich so reden. Klar bei uns zuhause wird jetzt nicht dauernd scheiße oder sonst etwas in der Richtung gesagt, aber das ein oder andere erlauben wir, denn wir möchten uns weder verstellen, noch irgendwie zurück halten. Wir sind zu unseren Kindern ziemlich genauso wie ohne, und außerhalb der 4 Wände möchte doch jeder seriös wirken.

ABER, wenn die Babys mal nicht dabei sind, muss ich es auch mal krachen lassen. Man hält sich ja draußen doch einigermaßen zurück, wenn die Kinder in Hörweite sind, zumindest in den Situationen in denen man gerade richtig wütend werden möchte und einfach ausflippen will. Seinen Druck verbal freien Lauf geben, damit die Halsader nicht so pocht. Einfach mal den inneren Seemann raus lassen, der in jedem von uns schlummert. Streiten Sie das jetzt nicht ab, in jedem von uns sagte ich.

 Letztens, und ich war eh schon genervt, bin ich mit dem Kleinen (mal wieder ` ´ ) zum HNO gegangen – war zum Glück nur Kontrolle – und wir setzten uns ins Wartezimmer. Der kleine Horror und ich haben erst bissel gequasselt, dann ist er zu den Kinderbüchern gedackelt. Dort hat er sich ein Büchlein geschnappt (nachdem er nahezu alle Bücher, natürlich ohne Absicht, runter geworfen hat) und hat sich ganz weit weg von mir an den Tisch gesetzt. Schräg gegenüber von mir saßen zwei komische Gestalten, ich bin da ja total Vorurteilsfrei, so wie natürlich alle Menschen. Da fängt die Frau an von mir zum Kleinen und wieder zu mir zu schauen, hin und her, natürlich total unauffällig. Ich hatte, da das Kind ja nix mit mir zu tun haben wollte, mein Handy gezückt um dem Mann schnell ne Nachricht zu tippen. Da fängt der weibliche Vokuhila an, ihrem LAG oder was auch immer, entgegen zu brüllflüstern, ob denn das Buch nicht vorgelesen wird, natürlich mit Argusaugen auf meine tippenden Finger. Zack, ist man gleich abgestempelt, als eine Mutter, die nur und immer nur auf ihr Handy klotzt und das arme, unschuldige, engelsgleiche Kind gerade zu dauernd vernachlässigt und ihm nicht mal ein Geschichtchen vorliest. Das kann ja nur zu Bildungsproblemen führen, das arme Kind. Ich tat so, als hätte ich ihr brüllflüstern, was wahrscheinlich der Doktor im Arztzimmer noch mitbekam, nicht gehört und meine Nase blähte sich zu Nüstern, die von Pferden sind ein Scheiß! Im Inneren fluchte der Seemann natürlich ob ich taub sei. Tjaaa, der Kleine war dabei, seriös sein ist angesagt. Bei aller Liebe, ich lese meinem Zwerg jeden Abend etwas vor, wenn er darauf keine Lust hat, singe ich ihm etwas vor. Aber verurteilen ist ja so schön leicht und einfach, dabei hatte selbst der bullige LAG kein Bock mit dem weiblichen Vokuhila zu sprechen, weil er unermüdlich auf sein Handy einhackte, zefix. Zum großen Glück blieb es bei dem Satz von der netten Frau, sonst hätte mein Sohn seine ersten bunten, lustigen Wörter von seiner Mami gelernt.

Es kann auch nicht gesund sein, wenn man dauernd das fluchen unterdrückt. Man muss eben manchmal seinem Unmut Lauf geben und bevor man irgend ein aggressives Verhalten an den Tag legt, kann man mal dem inneren Seemann das Zepter überreichen und raushauen. Und immer schön die Kinder im Auge behalten und ebenso die Hörweite. Und falls das nicht gelungen ist, alles abstreiten, die Kinder haben sich bestimmt nur verhört.

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